Geschichte der Stroiter Kirche
Von der Kirche des Dorfes ist nur wenig bekannt. Sie soll (nach Steinacker 1910) aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammen und war vermutlich einst dem Johannes geweiht, da sie auf der Flur des „Johannisanger“ liegt.
Die alte Kirche hatte (nach Brackebusch 1878) einen eigentümlich schräg gestellten Chor, war ein massiver Bau, der wohl in zwei Perioden erstellt wurde. Das Mauerwerk aus Hils- und buntem Sandstein, das Dach war mit Sollingerplatten bedeckt. Es ist anzunehmen, dass die Kirche eine im wesentlichen romanische Anlage war. Im Laufe der Jahrhunderte hat es, bedingt durch Baufälligkeiten, Veränderungen gegeben. Um 1619 wurde das Kirchenschiff mit einer flachen Decke ausgestattet. Brackebusch erwähnt auch als Innenausstattung ein hölzernes Kruzifix der Barockzeit.
Von Joh. Julius Bütemeister wird 1758 vermerkt: „Die Dorffschafft Stroith hat noch ihre eigene Kirche, auch vormahls ihren besonderen Prediger gehabt. Anitze aber wird selbiger als filia (Tochter) von der Brunser Kirche consideriret. – Das Gebäude der hiesigen Kirche ist von altem Mauerwerk und mit Söllinger Steinen gedecket. Ein Thurm ist bey der Kirche nicht, sondern die Glocken hängen auf dem Kirchenboden. Der Kirchhoff hält 79 Ruthen“.
Die Kirche war bereits zu dieser Zeit in hohem Maße baufällig. Aber erst 1880 wurde sie abgerissen. Im Frühjahr 1888 wurde mit dem Neubau der Kirche in Stroit unter Leitung des Regierungsbaumeisters Sieburg begonnen. Nach zwei Jahren, am 14. September 1890, wurde die Einweihung der Kirche in Anwesenheit des Konsistorialvizepräsidenten Abt Sallentien vorgenommen. Die neue Kirche, im damals beliebten neugotischen Stil erbaut, ist für den kleinen Ort verhältnismäßig groß: ca. 30 m lang, 12 m breit, der Turm 41 m hoch.
In neuerer Zeit ist von der Kirche folgendes zu berichten:
Bei der 1964 bis 1965 durchgeführten Renovierung wurde die Ausmalung hell und dezent gehalten, die Holzeinrichtung abgebeizt und naturbelassen. Ein auf dem Kirchendachboden gefundenes Kruzifix (das von Brackebusch bereits erwähnte) wurde auf Empfehlung des Landeskirchenamtes restauriert. Der Corpus mit den etwas emporragenden Armen ist 77 cm hoch und wurde wieder fleischfarben bemalt; das Kreuz selber ist mit Blattgold belegt. Dieses alte Kruzifix ziert heute die Absis der Kirche und kann – auch wenn es nur als „eine ziemlich handwerksmäßige, barock empfundene Arbeit“ eingestuft ist – als historisch wertvoll bezeichnet werden.
Im Zuge der Kirchenrenovierung wurde außerdem eine Grabplatte im Altarraum freigelegt, die aus der Zeit um 1690 stammt. Aus dem Text ist zu erlesen, dass Stroit und Brunsen schon damals gemeinsam einen Pfarrer hatten. Diese Sandsteinplatte wurde ebenfalls restauriert und im Eingangsbereich der Kirche angebracht. Im Frühsommer 1996 wurden die beiden rissig gewordenen Stahlglocken im Turm abgebaut und gegen neue ausgetauscht. Die Einweihung der zwei neuen Bronzeglocken fand am 30. Juni 1996 statt. Die große Glocke trägt die Inschrift: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“.